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Andreas Schwiederski – Industriearchitektur im Fokus

Sonderausstellung

„Andreas Schwiederski – Industriearchitektur im Fokus"

Sonntag, den 3. September 2023 bis Sonntag, 14. Januar 2024

 

Andreas Schwiederski, Grafik Designer und Fotokünstler hat sich als Industriefotograf international einen Namen gemacht.   In der neuen Sonderausstellung des Industriemuseums in Herrenwyk wirft er einen spannenden Blick auf Lübecks Industriebauten des 20. Jahrhundert, auf alte Fabrikhallen und marode Lagerschuppen, die den Glanz ihrer besten Tage nur noch schwach erahnen lassen. Zahlreiche Bauten aus der Hochphase der Industrialisierung in Lübeck stehen seit langem leer. Maschinen und Turbinen laufen nicht mehr. Wo noch vor wenigen Jahrzehnten Tausende von Arbeitskräften durch die Werkstore gingen, herrscht heute graue Tristesse und floraler Wildwuchs. Andreas Schwiederski legt unter seinem Objektiv die besondere Schönheit dieser dem Verfall preisgegebene Denkmäler des Industriezeitalters frei und fängt deren rostigen, morbiden Charme ein. Eine sowohl ungewöhnliche wie sehr wohl ästhetisch äußerst ansprechende Annäherung an die großartige Vielfalt der Lübecker Industriearchitektur.

Schandfleck oder Kulturerbe? – Ein spannender Blich auf Lübecks Industriebauten aus dem 20. Jahrhundert

Lübeck ist stolz auf seine Geschichte, es ist eine Stadt mit einer großen Fülle von Denkmälern, hochstrebenden Kirchen und prächtigen Kaufmannshäusern; zudem stehen am Rande der Altstadt, die seit 1987 zum Weltkulturerbe gehört, alte Fabrikgebäude und marode Lagerschuppen, die den Glanz ihrer besten Tage nur noch schwach erahnen lassen.

Zahlreiche Bauten aus der Hochphase der Industrialisierung in Lübeck stehen seit langem leer, Maschinen und Turbinen laufen nicht mehr. Wo noch vor wenigen Jahrzehnten tausenden von Arbeitskräften täglich durch die Werktore gingen, herrscht heute graue Tristesse und floraler Wildwuchs.

Häufig hört man in öffentlichen Diskussionen Worte wie: „Diese Gebäude sehen doch sehr schäbig aus, die sollte man abreißen und etwas Neues dahin bauen.“ Wenn man stets so gedacht und gehandelt hätte, gäbe es in Lübeck nicht diesen wundervollen Reichtum an Architektur, den wir heute in der Stadt bewundern können.

Die Industriebauten in den Vorstädten der Hansestadt haben einen mitunter hohen qualitativen Wert. Das Ensemble von Kränen und Schuppen auf der nördlichen Wallhalbinsel beispielsweise ist ein herausragendes Beispiel für die moderne Hafenentwicklung im späten 19. Jahrhundert, das es so kaum ein zweites Mal in Deutschland gibt. Die Hamburger Speicherstadt ist erst vor wenigen Jahren zum Weltkulturerbe ernannt worden. Am Klughafen gegenüber der Untertrave blicken wir praktisch auf eine vergleichbare Hafensilhouette, nur aus einer Epoche davor. 

Die Industriearchitektur des 20. Jahrhundert hat in Lübeck lange Zeit ein unverdientes Schattendasein geführt, doch seit geraumer Zeit wird der Wert dieser kleinen Kathedralen aus Eisen, Stahl und Beton nicht nur von der Fachwelt erkannt. 

Es ist in Lübeck noch immer schwierig, diese sperrigen Bauten zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen, umso erfreulicher, dass die städtische Denkmalpflege mittlerweile so mutig ist, Denkmäler, denen man diesen Wert nicht absprechen darf, auch tatsächlich unter Schutz zu stellen. Ein Beispiel dafür ist der Seegrenzschlachthof an der Katharinenstraße. Dies ist vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich, allerdings überzeugt hier die fachliche Expertise in der Begründung und lässt keine Zweifel daran, dass es sich hier um unbedingt erhaltenswerte Bauten handelt. 

 

Der Blick des Fotografen hilft den Betrachter:innen eine Verortung und Veranschaulichung von Industriearchitektur im Lübecker Stadtbild, die zu großen Teilen kaum noch als solche wahrgenommen wird. Die Ausstellung ist eine einfühlsame Annährung an das Thema Industriekultur anhand eines ästhetischen, fotographischen Ansatzes.

Den Blick fürs Wesentliche

Jemand der diesen Blick zu unterstreichen vermag, ist der international renommierte Industriefotograf Andreas Schwiederski, der aus Bremen nach Lübeck gezogen ist und nun mit großem Interesse und Neugierde durch alle Ecken dieser Stadt streift und seine Kamera auf für ihn reizvolle, teilweise eher verborgene Motive richtet, die man schon einmal übersehen kann. Was seine Werke ausmacht, ist sein Interesse an Orten und Objekten, die dem Zerfall ausgesetzt sind, er gibt Ihnen eine Bühne, macht sie zu Hauptrollen eines grandiosen Schauspiels der Vergänglichkeit.

Er hat ein Auge für sogenannte Lost Places, Orte, die vergessen wurden oder einfach völlig vernachlässigt, über die, Rost und Efeu gewachsen sind und von denen man nicht mehr wahrnimmt, welche ursprünglichen Reize sie verbergen.

Schwiederski entzaubert sie nicht, er legt unter seinem Objektiv ihre besondere Schönheit frei und fängt den rostigen, morbiden Charme dieser verlassenen Räume ein.

Man denkt bei der Betrachtung seiner Fotos an grelle Kunstwerke einer Artothek der Moderne, was auf ihnen leuchtet sind allein das einfallende Licht sowie Graffitis und Tags von Künstler:innen , die  sich in der Verborgenheit dieser Industreibrachen nachhaltig verewigt haben.  Die großformatigen Bilder sind auf Alu-Dibond aufgezogen und verleihen den Motiven so eine besondere Brillanz und Tiefenschärfe.

In der vorliegenden Bilderserie gibt Andreas Schwiederski einen spannenden Einblick in sein Werk und in die Vielfalt der spannenden Lübecker Industriearchitektur.